Wie du dich selber manipulierst – Die Selbsterfüllende Prophezeiung

Wer von Euch weiß schon, was die Selbsterfüllende Prophezeiung ist? Nein? Dann erkläre ich dir kurz, wie du dich selber manipulierst!

Na, wer von Euch glaubt er wäre ein Pechvogel? Wer von Euch ist der Überzeugung, dass alles was so schief gehen könnte, dann auch schief gehen wird? Der Kaffee wird auf der neuen Bluse verschüttet. Die Bahn hat Signalstörungen und man kommt zu spät zum Vorstellungsgespräch. Die Präsentation vor der man so nervös ist, geht total in die Hose. Der Typ mit dem man sich auf ein Blinddate trifft findet einen doof.

Gehörst du zu den Menschen, die so etwas von sich denken? Kennst du dann auch die Menschen bei denen irgendwie alles glatt läuft? Denen passierten irgendwie nie so doofe Dinge wie dir. Aber du, du scheinst irgendwie vom Pech verfolgt zu sein.

Ist das wirklich so?

Nö, ich glaube nicht.

Die meisten Menschen haben wohl mal Glück und mal Pech. Jeder hat in seinem Leben die positiven Dinge und jeder hat ein paar negative Dinge. (Ja, sicherlich gibt es Menschen die schlimme Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Aber ich gehe hier jetzt mal vom „Alltags-Glück“ und Alltags-Pech“ aus.)

Der einzige Unterschiede zwischen den angeblichen Glückspilzen und Pechvögeln ist deren Einstellung. Pechvögel erwarten bereits, dass ihnen negative Dinge passieren, dass Dinge schief laufen. Dadurch nehmen sie dann auch deutlicher wahr wenn Dinge schief laufen. Das stärkt wiederum ihren Glauben, dass sie eben Pechvögel sind und in ihrem Leben alles schief läuft. Wenn wir negative Dinge erwarten sind wir viel aufnahmefähiger für die negativen Emotionen die mit diesem negativen Ereignis kommen. Denn wenn wir uns Sorgen machen, dass ein bestimmtes Ereignis auftritt, dann befinden wir uns bereits in der Emotion die wir mit diesem Ereignis verbinden.

Jemand, der positiv gestimmt ist würde das gleiche Ereignis viel weniger intensiv wahrnehmen. Das Problem dabei ist dann zusätzlich, dass die Pechvögel sich bereits viel weiter in der negativen Emotion befinden und dadurch können sie oft viel weniger kompetent mit der negativen Situation umgehen.

Stell dir mal vor, ein (angeblicher) Glückspilz muss eine Präsentation vor seinen Kollegen halten. Weil er einfach ein generell positiv gestimmter Mensch ist, geht er zuversichtlich in den Termin. Dann stellt ein Kollege eine Nachfrage zu seinen Inhalten, die der Glückspilz nicht beantworten kann. Er überspielt die Situation locker und verspricht die passende Antwort rauszusuchen und per e-Mail nach zuliefern. Er trägt den Rest seiner Präsentation souverän vor und bekommt hinterher gutes Feedback.

Gleiche Situation, nur diesmal muss der Pechvogel die Präsentation halten. Der Pechvogel, weil er denkt es geht sowieso alles in seinem Leben schief, geht verunsichert und nervös in den Termin. Dann stellt auch bei ihm ein Kollege eine Nachfrage, die er nicht beantworten kann. Die Frage bringt ihn völlig aus dem Konzept, er läuft knallrot an, wird unsicher – was auch seine Kollegen merken – und stottert den Rest seiner Präsentation zusammen. Das Feedback seiner Kollegen fällt eher verhalten aus.

Dieser Effekt ist die Selbsterfüllende Prophezeiung.

Was du erwartest, das bekommst du auch. Wenn wir mit einer negativen Erwartung in eine Situation reingehen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese Situation auch negativ enden wird, weil wir uns dann oft dementsprechend verhalten. Meist auch nur unbewusst.

Wenn du beispielsweise auf eine Party gehst, auf der du kaum Leute kennst und du gehst mit der Einstellung hin „Oh Gott, ich kenne dort niemanden, bestimmt stehe ich nur peinlich in der Ecke und keiner wird sich für mich interessieren.“ Gehst du dann offen und freundlich auf die anderen Gäste zu? Wahrscheinlich eher nicht. Stehst du eher abwesend in der Ecke und guckst auf dein Handy? Wahrscheinlich ja. Gehen andere Menschen auf Menschen zu, die in der Ecke mit ihrem Handy stehen? Wahrscheinlich auch nicht. Wirst du dich am Ende der Party in deiner Vermutung bestätigt fühlen, dass sich sowieso niemand für dich interessiert hat und du nur in der Ecke standest? Sehr wahrscheinlich ja.

Du manipulierst dich also in vielen Situation ganz oft selbst, wenn du mit einer bestimmten negativen Einstellung in Situationen reingehst. Aber generell der Glaube, dass man halt ein Pechvogel ist, kann bereits negative Konsequenzen haben: Dazu gibt es eine Studie, die ich unglaublich clever und faszinierend finde. Richard Wiseman* bat Teilnehmer in einer Studie eine Zeitung zu durchforsten und die Anzahl der Fotos zu zählen. Die Teilnehmer, die von sich selber glaubten vom Pech verfolgt zu sein, brauchten im Schnitt zwei Minuten um die Fotos zu zählen, während die Teilnehmer die von sich selber behaupteten viel Glück im Leben zu haben, nur zwei Sekunden brauchten.

Wie konnte das so unterschiedlich sein? Auf der zweiten Seite der Zeitung stand eine Überschrift „Hör auf zu zählen, in der Zeitung befinden sich 43 Fotos.“ Die Pechvögel-Teilnehmer hatten diese Überschrift schlicht und einfach übersehen.

Beide Gruppen hatten die gleiche Möglichkeiten um schnell die Antwort auf die Frage, wieviele Fotos in der Zeitung abgebildet waren, zu finden. Aber die Pechvögel waren nicht aufnahmefähig für diese Chance, die sich beiden Gruppen bot.

Es kann also sein, dass du allein durch deine negative Einstellung dir die Möglichkeit raubst Chancen in deinem Leben wahrzunehmen, die zu positiven Erlebnissen führen könnten oder die deine Probleme lösen. Wenn du aber positiv und optimistisch bist, dann bist du offen und aufnahmefähig für diese Chancen.

Quelle: * Wiseman, R. (2003). The luck factor. The Skeptical Inquirer, 27, 1-5.

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