Warum deine Vergangenheit nicht deine Zukunft bestimmt

Alles was wir in unserem Leben erleben hat einen Einfluss auf uns und prägt uns. Glaubt man Sigmund Freud, dann bestimmt gerade unsere Vergangenheit, besonders unsere Kindheit, unser Leben als Erwachsener. Wenn Erwachsene psychische Probleme entwickeln, dann wird meist ganz vorne angesetzt und erstmal die Kindheit beleuchtet. Was ist in der Kindheit passiert, dass es mir als Erwachsene jetzt so geht? Irgendeinen Grund muss es ja haben. 
Den Ausdruck „inneres Kind“ findet man in letzter Zeit immer öfter. Die Rede ist von den gespeicherten Gefühlen, Erinnerungen und Erfahrungen aus unserer Kindheit, die unser Erwachsenenleben beeinflussen. Oft geht man davon aus, dass man erst die Verletzungen und negativen Erfahrungen aus der Kindheit verarbeiten muss um als Erwachsener seinen Frieden zu haben. 

Ist das wirklich so?

Ich mag die Arbeit der Tiefenpsychologie nicht komplett in Frage stellen. Sicherlich gibt es einige Dinge, die wir aus unserer Kindheit mitnehmen und Glaubenssätze die wir als Erwachsene noch immer leben, weil wir sie in der Kindheit so gelernt haben. Und ja, alles was wir im Leben erleben hat einen Einfluss auf uns und sicherlich ist die Kindheit eine sehr prägende Zeit.

Aber, ich glaube dass viele Menschen der Kindheit dann doch zu viel Bedeutung geben und sich zu sehr als „Opfer“ ihrer Kindheit sehen. 

„Mein Vater hat uns verlassen als ich klein war, kein Wunder dass ich keinem Mann vertrauen kann!“

„Meine Mutter hatte nie genug Geld, kein Wunder, dass ich so aufs Geld verdienen fixiert bin!“

Ich vermute dass das so ist, weil Freud eben immer noch eine wahnsinnige Bedeutung hat und zum anderen ist es eben auch einfach leicht seine Probleme mit der Kindheit zu erklären und damit ganz einfach die Verantwortung abzugeben.

Tatsächlich gibt es inzwischen immer mehr Studien, die versuchen einen Zusammenhang zwischen der Kindheit und dem Erwachsenenleben herzustellen. Man hat versucht eine Verbindung zwischen Misshandlungen in der Kindheit, Tot eines Elternteils, Scheidung der Eltern, Vernachlässigungen sowie anderen traumatischen oder negativen Kindheitserlebnissen und psychischen Problemen als Erwachsener herzustellen. Tatsächlich gab es nur sehr wenig Hinweise, dass diese Erlebnisse einen starken Effekt auf das Erwachsenenleben haben.*

Ein weiterer Hinweis darauf, dass unsere Kindheit vielleicht gar nicht so einen starken Einfluss auf uns hat, wie wir denken, ist die Tatsache, dass adoptierte eineiige Zwillinge, die bei unterschiedlichen Eltern aufwachsen sich ähnlicher sind als zweieiige Zwillinge die bei den gleichen Eltern aufwachsen. Das heißt, unsere Gene haben wahrscheinlich einen größeren Effekt auf uns als unser Umfeld in dem wir aufwachsen. 

Warum also denken wir sooft, dass unsere vergangenen Verletzungen und negativen Erlebnisse so einen starken Einfluss auf unsere Gegenwart und Zukunft hat?

Weil generell immer noch der Gedanken herrscht, dass wir unsere Emotionen ausleben sollten.  Die Wut auf den Vater der die Familie verlassen hat, die sollte man doch ausleben, oder nicht? Es ist doch nicht gesund Wut und Trauer in sich reinzufressen, das macht sie nur noch stärker.

Das stimmt allerdings nicht ganz.

Wenn man sich auf seine Trauer und Wut konzentriert, wird sie noch verstärkt. Manche Menschen glauben ja, dass man seine Wut ausleben sollte, sonst schadet man seinem Herzkreislauf System. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Menschen die ihre Wut offener ausleben, haben ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten und Menschen die ihre Wut versuchen zu regulieren und unterdrücken zeigen niedrigeren Blutdruck.*

Martin Seligman erklärt, dass Emotionen ein bisschen wie Luftballons sind. Wenn wir beispielsweise etwas erleben, dass uns wütend macht, dehnt der Ballon sich dementsprechend aus, aber nach einer Weil nimmt er wieder seine ursprüngliche Form an. Wenn wir jedoch anfangen in dieser Emotionen zu verweilen dann hat der Ballon Schwierigkeiten wieder seine ursprüngliche Form anzunehmen. Er bleibt also dauerhaft größer und wir sind gefangen in einem Teufelskreis von negativen Emotionen. 

Was ist also zu tun?

Zwei Dinge, über die ich auch bereits hier geschrieben habe, können helfen. 

1. Dankbarkeit!


Wenn wir uns auf die positiven Dinge im Leben konzentrieren, geben wir den negativen Erlebnissen weniger Raum. Lies hier mehr über Dankbarkeit.

2. Vergeben und Loslassen 


Negative Erlebnisse sollten wir loslassen um dem positiven in unserem Leben Platz zu machen. In meinem kostenfreien eBook findest du ein Kapitel zum Thema Vergeben und loslassen.

Quelle: Seligman, M.E.P (2002). Authentic Happiness. Using the New Positive Psychology to Realize Your Potential for Lasting Fulfillment. New York, NY :Free Press.

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