Bist du eine Perfektionistin? Magst du deinen Perfektionismus? Oder versuchst du kläglich deinen Perfektionismus zu überwinden?
Perfektionismus betrifft ziemlich viele Menschen. Meiner Erfahrung nach vor allem Frauen. Aber was ist Perfektionismus eigentlich? Schadet er mir wirklich? Ist es nicht eigentlich gut, alles möglichst perfekt machen zu wollen?
Ja, vielleicht sorgt Perfektionismus dafür, dass du weniger Fehler machst. Vielleicht sorgt es auch dafür, dass du immer prima hergerichtet bist und perfekt angezogen und geschminkt. Es ist auch nichts falsches dabei, zu versuchen seine Arbeit möglichst gut zu machen. Aber schwierig wird es, wenn es um eine übertriebene Fehlervermeidung geht.
Denn oft ist Perfektionismus eine Abwehrstrategie. Brené Brown (eine wunderbare Frau übrigens – unbedingt Bücher lesen oder TedTalks gucken!) beschreibt Perfektionismus als den Glauben, dass wenn wir etwas perfekt machen, wir den Schmerz verringern können, der durch eventuelle Kritik oder Beurteilung auftritt.
Oft wurde Perfektionisten schon in der Kindheit beigebracht, dass ihr Wert sich auf ihre Leistung bezieht. Nur wenn man etwas schafft, eine gute Leistung bringt, dann ist man auch etwas wert. Das heißt also, dass Perfektionismus oft weniger mit den eigenen Ansprüchen zu tun hat, sondern eher davon wie man von anderen wahrgenommen werden möchte. Nämlich als wertvoll.
Woran du merkst, dass du ein Perfektionist bist:
Treffen die folgenden Dinge auf dich zu?
- Wann immer ich meine Arbeit mache, dann mache ich sie auch gründlich.
- Entweder mach ich etwas perfekt, oder gar nicht.
- Ich liefere eine Arbeit erst ab, wenn ich sie mehrere Male Überarbeitet habe.
- Ich habe Mühe, Leute zu akzeptieren, die nicht genau sind.
- Ich sollte viele Aufgaben noch besser erledigen.
- Ich mache keine Fehler.
Hast du dich wieder erkannt? Wenn ja, dann bist du wahrscheinlich Perfektionist.
Warum sollten wir versuchen Perfektionismus zu überwinden?
Perfektionismus kann dazu führen, dass wir uns minderwertig fühlen, wenn wir dann mal Fehler machen. Und seien, wir ehrlich, es wird passieren. Kein Mensch macht nie einen Fehler. Für Fehler und Schwächen werden wir uns wahrscheinlich mehr schönen als andere Menschen. Perfektionismus führt auch dazu, dass wir unflexibel und starr bleiben, weil wir auf ein ganz bestimmtes Ergebnis fixiert sind. Wir stehen außerdem unter enormen Erfolgsdruck.
Außerdem könnte es passieren, dass wir uns über Erfolge nicht mehr freuen. Denn es hätte ja vielleicht sogar noch besser gehen können. Gewinner von Silber – Medaillen sind unglücklicher als Gewinner von Bronze Medaillen. Denn der Gewinner der Bronze Medaille ist froh überhaupt eine gewonnen zu haben und der Gewinner der Silber Medaille sieht nur die Gold Medaille, die er nicht bekommen hat.
Und wie kann man nun Perfektionismus überwinden?
1. Was ist die Alternative zu Perfektionismus?
Ganz viele Menschen denken, dass die Alternative zu Perfektionismus ist es keine Ansprüche mehr zu haben, gleichgültig zu werden. Aber das ist natürlich quatsch. Natürlich darfst du noch einen hohen Anspruch an deine Arbeit haben, aber du sollst gleichzeitig annehmen können, dass du auch nur ein Mensch bist und dass Menschen eben Fehler machen. Selbst wenn du dein Fehler machst, zeigt dass nur, dass du ein Mensch bist und kein Versager.
Mache dir also klar, dass du durchaus noch hohe Ansprüche an deine Arbeit haben darfst. Jedes Mal, wenn du einen Fehler machst, sage dir immer wieder, dass du auch nur ein Mensch bist und Fehler menschlich sind.
2. Welche Vorteile und Nachteile bringt dir dein Perfektionismus?
Um deinenPerfektionismus zu überwinden, geh doch einfach mal ganz rational an die Sache. Mach doch mal eine Pro und Kontra-Liste, welche Vorteile und Nachteile dir dein Perfektionismus bringt. Vorteile könnten sein, dass du nahe zu keine Fehler machst. Nachtteile könnten sein, dass du für viele Aufgaben länger benötigst, weil du sie noch tausend mal überarbeitest.
Welche Vor- und Nachteile fallen dir noch ein?
3. Höre auf, bevor du fertig bist
Damit meine ich, dass du mal ganz bewusst eine Aufgabe aufhörst, bevor du fertig bist. Also, natürlich sollst du keine unfertigen Aufgaben abgeben, aber lies vielleicht nur einmal drüber, statt zweimal. Versuch das mal und guck mal ob du das aushalten kannst. Schick mal eine E-mail ab, ohne nochmal drüber zu lesen. Komm mal bewusst fünf Minuten zu spät. Gehst du direkt in Flammen auf? Sehr wahrscheinlich nicht. Es passiert in den meisten Fällen nichts, wenn du nicht zu hundertprozentig perfekt bist.
4. Viele Wege führen nach Rom
Ein Problem von Perfektionismus ist, dass wir uns auf einen bestimmten Lösungsweg oder ein bestimmtes Ergebnis fokussieren. Wir haben eine bestimmte Lösung im Kopf und genau so muss es dann auch gemacht werden. Aber es gibt nun mal oft viele Möglichkeiten, wie etwas erreicht werden kann. Versuche dir immer wieder zu sagen, dass es viele Möglichkeiten gibt ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen.
5. Done is better than perfect!
Etwas erledigt zu haben, ist besser als perfekt. Hat Perfektionismus dich schon mal davon abgehalten etwas überhaupt fertig zu bekommen? Oder rechtzeitig fertig zu bekommen? Etwas fertig zu bekommen ist besser als etwas nicht (rechtzeitig) fertig zu bekommen, auch wenn das perfekt gewesen wäre.
Done is better than perfect! Das ist echt mein Leitspruch, denn gerade in der Selbstständigkeit, wenn man sich viele Deadlines selber setzt, ist es wirklich schwierig nicht in einen Perfektionismus zu fallen
6. Sprich mit dir, wie mit einer Freundin
Wenn du dazu neigst, dich selber fertig zu machen, wenn du Fehler machst, überlege mal ob eine gute Freundin (oder dein Partner, deine Eltern…) auch so mit dir sprechen würde? Oder würdest du so mit einer Freundin so sprechen, wie du mir dir gerade sprichst? Würdest du sie auch für diese Fehler gerade so fertig machen? Um Perfektionismus zu überwinden, ist es ganz wichtig, sich bewusst zu machen, wie wir mit uns selber umgehen und welche Dinge wir uns täglich sagen.
7. Feiere deine Erfolge
Perfektionisten tendieren dazu, ihre Erfolge runter zuspielen, denn es hätte ja noch besser sein können. Halte bewusst inne und überlege dir immer wieder, welche Erfolge du eigentlich in deinem Leben schon hattest. Was hast du in deinem Leben bereits erreicht?