Ist es nicht so, dass wir alle möglichst glücklich sein wollen? Negative Gefühle wollen wir loswerden, denn wir wollen nur die positiven Emotionen. Aber, warum ist denn eigentlich so schwierig glücklich zu werden? Warum kann sich nicht immer alles leicht und einfach und wunderbar anfühlen?
Ganz einfach: Weil wir Menschen sind. Weil das völliger Quatsch ist, die ganze Zeit glücklich zu sein. Egal wer das behauptet, es gibt keinen Menschen auf dieser Welt, der den Zustand konstanten, dauerhaften Glücks erreicht hat oder erreichen kann.
Negative Emotionen gehören zu unserem Leben dazu. Und wir können sie auch nicht loswerden, denn negative Emotionen gehören zum Mensch-sein dazu. Tatsächlich sind unsere negativen Emotionen auch wirklich wichtig. Denn sie haben eine evolutionäre Notwendigkeit. Sie dienten dazu unser Überleben zu sichern. Angst hat uns davor beschützt dem Geräusch im Unterholz nachzugehen und uns eventuell vor einer giftigen Schlange bewahrt. Scham hat dafür gesorgt, dass wir uns den Gruppenmitgliedern anpassen und uns nicht falsch verhalten, denn die Zugehörigkeit zur Gruppe war überlebenswichtig.
Nur haben wir natürlich in unserer modernen Welt weniger (oder zumindest andere) Gefahren, die in den meisten Fällen auch nicht unbedingt lebensgefährlich sind. Eine Präsentation vor einem Kunden wird uns in den meisten Fällen nicht das Leben kosten. Uns vor anderen blamieren wird nicht dafür sorgen, dass wir nicht mehr überlebensfähig sind.
Aber die negativen Emotionen werden natürlich trotzdem ausgelöst und fühlen sich nicht besonders toll an.
Wenn wir negative Emotionen nicht loswerden können – was machen wir dann?
Wir können lernen mit ihnen besser umzugehen!
Okay, warte, wie mache ich das denn?
Negative Gefühle loswerden – versuche es gar nicht erst!
Es gibt of zwei extreme, wie Menschen mit ihren negativen Emotionen umgehen:
Die eine Art von Menschen, die negative Gefühle sofort unterdrücken, wenn sie entstehen. Bloß gar nicht erst an die Oberfläche kommen lassen. Wenn wir ihnen keinen Beachtung schenken, dann gehen sie ja von alleine wieder weg. Der Kollege hat dich wütend gemacht? Ach Quatsch, alles prima!
Nicht unbedingt die beste Lösung, denn oft schwingen die negativen Emotionen dann trotzdem irgendwie unterschwellig mit. Aber, weil wir ihnen keine Beachtung schenken, ist es auch nicht möglich mit ihnen zu arbeiten.
Die andere Art von Mensch ist der Meinung, Unterdrückung der Gefühle ist absolut schädlich und sollte auf jeden Fall vermieden werden. Meist gehen sie dann aber damit zu weit. Sie lassen jegliche Emotion zu und leben sie voll aus. Vielleicht auch nicht unbedingt die beste Lösung, wenn das dazu führt, dass man dann seine Kollegen anschreit. Man ist ja wütend und das soll man auch nicht unterdrücken.
Irgendwie sind also beide Möglichkeiten nicht so besonders gut. Was also tun? Die Lösung: Regulierung!
Gefühlsregulierung ist nicht gleich Unterdrückung, sondern quasi der Mittelweg zwischen Unterdrückung und alles raus lassen.
Nehmen wir das Beispiel Wut: Bei der Gefühlsregulierung erlaubst du dir, dich soweit zu beruhigen, dass du genug Kontrolle über dich selber hast um nicht deine Kollegen anzuschreien. Du bist dir aber trotzdem in dem Moment sehr bewusst, dass du wütend bist.
Gerade wenn wir sehr starke negative Emotionen fühlen, ist es ganz wichtig diese erst zu regulieren, damit wir uns danach bewusst mit ihnen auseinander setzen können. Denn alle unsere Emotionen aufs extremste Ausleben ist nun nicht die beste Lösung und außerdem sollten wir unsere Emotionen auch erst regulieren, damit wir überhaupt „klar“ genug sind um mit ihnen zu arbeiten und ihre Ursachen zu erforschen.
Gleichzeitig müssen wir uns aber auch erlauben diese Emotionen auch zu fühlen. Denn, die meisten Emotionen, haben eine sehr kurze Dauer und wenn wir uns erlauben diese zu fühlen, dann verschwinden sie oft wieder ganz schnell. Bei Kindern kann man das oft toll sehen. Bevor sie nämlich lernen, dass sie ihre „Gefühle in den Griff bekommen sollen“, kann man gut sehen wie schnell sie negative Emotionen loslassen. Hingefallen, kurz geweint und drei Minuten später ist wieder alles gut.
Wie reguliert man nun am besten seine Emotionen? Das kann sehr vom Mensch und von der Situation abhängig sein. Atmen ist generell immer eine gute Idee. Tief durchatmen um sich wieder zu fassen. Sich vielleicht auch einen Moment aus der Situation zu entfernen.
Gedankenkontrolle ist Quatsch – Aber du bist nicht deine Gedanken
Wie oft hast du schon gelesen, dass man einfach seine Gedanken kontrollieren muss, damit man auch seine Emotionen kontrollieren kann? Damit man seine negativen Gefühle loslassen kann?
Gedankenkontrolle ist oft missverstanden, denn wir können nicht komplett kontrollieren, was wir denken.
Denk mal bitte nicht an einen blauen Elefanten!
Na, hast du das geschafft? Wahrscheinlich nicht.
Gedanken entstehen so schnell und automatisch, dass wir oft gar nicht verhindern können, dass sie auftauchen. Mann kann nicht einfach aufhören bestimmte Dinge zu denken.
Wir können unsere Gedanken nicht kontrollieren, aber wir können unsere Gedanken über unsere Gedanken kontrollieren. Oder auch Meta-Kognition genannt. (Also, ja eigentlich schon irgendwie unsere Gedanken kontrollieren, aber eben nur die Meta-Gedanken…) Denn, wir können uns aktiv mit unseren Gedanken auseinandersetzen und uns eines klar machen:
Wir sind nicht unsere Gedanken! Und unsere Gedanken sind nicht gleich der Wahrheit!
Das ist eine Erkenntnis, die für mich persönlich wahnsinnig wichtig war. Denn so oft nimmt man seine Gedanken einfach als Wahrheit hin und daraus folgen dann die entsprechenden Emotionen. Ich habe hier bereits schon mal darüber geschrieben, wie wahnsinnig wichtig unsere Gedanken sind.
Wenn du rausfinden möchtest, warum du dich auf eine bestimmte Art und Weise fühlst, dann beobachte deine Gedanken. Du sagst dir regelmäßig „Ich bin nicht gut genug!“, „Ich schaff das nicht!“… Dann ist es ja nun auch kein Wunder, dass es dir nicht gut geht.
Wenn wir wissen was wir denken, geht es im nächsten Schritt darum einen Schritt zurück zu gehen und uns anzugucken, was wir hier in der Situation eigentlich denken und ob das nur ein Gedanke oder ein Fakt ist.
„Du Präsentation wird furchtbar und alle werden mich auslachen!“ – Gedanke oder Fakt?
Nur ein Gedanke. Du kannst nicht in die Zukunft gucken. Du kannst nicht wissen, wie deine Präsentation ablaufen wird und wie deine Kollegen reagieren. Mach dir also klar, dass es nur ein Gedanke ist und nicht die Wahrheit. Gleichzeitig könntest du auch nach Beweisen suchen, warum der Gedanke nicht wahr ist oder, in diesem Fall, die Situation nicht so eintreten wird. Du bist Experte auf deinem Gebiet, du hast dich gut vorbereitet, deine Kollegen sind viel zu nett um dich auszulachen…. Und so weiter.
Versuche mit rationalen Argumenten gegen deine Gedanken zu argumentieren. Welche Beweise gibt es, dass der Gedanke wahr ist?
Gewinne Abstand zu deinen Gedanken
Eine weitere Möglichkeit um dafür zu sorgen, dass deine Gedanken dich nicht nerven, ist es Abstand zu ihnen zu gewinnen.
Du weißt ja jetzt, dass deine Gedanken nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen müssen und dass du nicht deine Gedanken bist. Allein diese Tatsache kann schon sehr helfen. Zusätzlich kannst du jetzt Abstand zu deinen Gedanken gewinnen.
Aus dem Gedanken „Ich bin ein Versager!“ könntest du jetzt beispielsweise: „Huch, ich denke gerade, dass ich ein Versager bin!“ machen. Merkst du den Unterschied? Du gewinnst dadurch mehr Abstand zu deinen Gedanken.
Du könntest aber auch „Witzig, was mein Gehirn sich da schon wieder ausdenkt!“.
Oder: „Ach liebes Gehirn, du denkst manchmal aber auch echt Quatsch! Ich weiß negative Dinge denkst du, weil du gelernt hast mich so zu beschützen, aber das hilft mir im Moment wirklich nicht weiter!“.
Indem du so über deine Gedanken nachdenkst, wirken sie auf einmal gar nicht so schlimm. Durch diese Art und Weise, lernst du deine Gedanken wahrzunehmen, aber du musst sie nicht mehr glauben. Du kannst sie einfach weiter ziehen lassen ohne dass sie dich stören und auf die Art und Weise fällt es dir leichter, die negativen Gefühle, die damit verbunden sind, loszulassen.
Zusammenfassend nochmal gesagt; Negative Emotionen sind nichts schlimmes. Im Gegenteil. Wenn du verstehst, dass sie eigentlich dafür da sind um dich zu schützen, wirken sie oft gar nicht mehr so schlimm. Versuche deine Emotionen nicht zu unterdrücken, aber zu regulieren!
Deine Gedanken können deine Emotionen stark beeinflussen und du kannst deine Gedanken beeinflussen. Du kannst sie nicht kontrollieren, aber du kannst sie hinterfragen und du kannst Abstand zu ihnen gewinnen oder mit rationalen Argumenten gegen sie argumentieren.