Gastbeitrag: Warum Glück nicht der Sinn des Lebens ist – von Anchu Kögl

„Unsere wahre Aufgabe ist es, glücklich zu sein.“

Diese Aussage stammt vom Dalai Lama. Sie ist zugleich der Spiegel unseres Zeitgeistes:

Wir wollen einen Beruf ausüben, der uns glücklich macht.

Beziehungen brechen wir ab, wenn wir das Glück nicht mehr spüren.

Sobald wir auch nur ein bisschen unglücklich sind, machen wir uns Vorwürfe.

Kurz: Unser ganzes Leben scheint eine einzige Jagd nach dem Glück zu sein.

Aber die Jagd nach dem Glück führt oft nur dazu, dass wir unglücklicher sind.

Wie ich zu diesem Schluss komme? Wie ich es wagen kann, dem Dalai Lama zu widersprechen?

Lass mich dazu etwas ausholen.


Was Glück wirklich bedeutet

Gerade im Deutschen ist der Begriff des Glücks nicht eindeutig definiert.

Abgesehen von dem Glücksspiel-Glück (dem Glück des Zufalls) verbergen sich hinter dem Wort Glück zwei Dinge:

Genuss. Und Zufriedenheit.

Und viel zu oft verwechseln wir das erste mit dem letzterem:

  • Ein neuer Laptop.
  • Guter Sex.
  • Leckeres Essen.
  • Wunderbare Filme.
  • Abenteuerliche Reisen.

All diese Dinge können dein Leben auf wunderbare Weise bereichern. Wenn du schon mal zu viel getrunken oder dein Geld im Kaufrausch zum Fenster hinausgeworfen hast, weißt du jedoch auch:

Mehr bedeutet nicht immer Besser.

Das Verlangen nach Genuss kann darüber hinaus süchtig machen. Wenn du nicht aufpasst, zerstört es sogar dein Leben.

Du glaubst mir nicht?

Dann unterhalte dich mal mit einem Drogen-Abhängigen.

Der Unterschied zwischen Genuss und Zufriedenheit

Genuss allein sorgt also nicht für nachhaltiges Glück.

Aber das weißt du sicher schon. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat auch der Dalai Lama nicht an ein Leben voller wilder Sex-Orgien gedacht, als er den obigen Spruch vom besten gegeben hat.

Das, woran er wirklich gedacht hat, war Zufriedenheit.

Wenn Genuss ein Buschfeuer ist, das kurz aufflammt und dann wieder erlischt, ist Zufriedenheit die Glut des Lagerfeuers, die noch lange nach dem Feuer heiß bleibt.

  • Zufrieden bist du dann, wenn du mit dir selbst im Einklang bist. Wenn du in der Lage bist, auf einer Parkbank zu sitzen und einfach nur den Moment zu genießen.
  • Zufrieden bist du, wenn du dich im Kreise deiner engsten Beziehungen wohl und aufgehoben fühlst.
  • Zufrieden bist du besonders dann, wenn du das Gefühl hast, dass dein Leben einen Sinn hat. Dass du für etwas stehst, dass dir Kraft und Selbstbewusstsein gibt.

Die Sinnhaftigkeit kommt also vor dem Glück. Und nicht danach.

Ganz davon abgesehen haben zahlreiche Studien herausgefunden, dass die Suche nach dem Glück als Selbstzweck unzufrieden macht.

Ist ja auch logisch:

Je mehr du du das „Glücklichsein“ zu einem Lebensziel machst, dass du unbedingt erreichen musst, desto stärker vermittelst du deinem Unterbewusstsein, dass du jetzt noch nicht glücklich bist.

Versuche also nicht, glücklich zu sein. Suche stattdessen nach der Sinnhaftigkeit in deinem Leben. Und du wirst merken, wie das Glück von ganz allein kommt.

Der Schlüssel zur mehr Sinn

„Halt mal,“ magst dich vielleicht nun fragen, „und wie finde ich jetzt meinen Lebenssinn?“

Der Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens habe ich einen eigenen Artikel gewidmet.

Die Kurzfassung ist diese:

Verpflichte dich einer Sache, die größer ist als du selbst.

Jeden Tag erreichen mich Dankesmails, die mir vor Augen führen, dass meine Texte anderen Menschen wirklich weiterhelfen

Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie befriedigend dieses Gefühl ist.

Was also ist dein Geschenk an die Welt? Wie kannst du andere inspirieren?

Versteh mich nicht falsch.

Sich einer größeren Sache zu verpflichten impliziert weder, dass du den Weg eines weltverbessernden Öko-Unternehmers einschlagen solltest. Noch heißt es, dass du dich aufopferungsvoll zur neuen Mutter Theresa aufschwingen musst.

Es bedeutet viel mehr, ab und zu auch mal an andere zu denken.

Sobald du auch nur ein winziges Bisschen aus deiner Ego-Perspektive heraustrittst, verlieren deine eigenen Probleme an Bedeutung. Und auf einmal entdeckst du, wie unendlich schön das Geben sein kann.

Vielleicht ist dir dieser Umstand sogar bewusst. Aber selbst wenn:

Wie genau sollst du denn nun der Menschheit helfen?

Gut, dass du fragst. Hier ist eine Liste mit konkreten Beispielen:

  • Kaufe einem Obdachlosen eine Zeitung ab. Schenke ihm ein paar Minuten deiner Lebenszeit. Frage ihn nach seiner Geschichte.
  • Kündige deinen Job, falls du ihn nur machst, weil du dort gut verdienst. Und tu stattdessen etwas, das anderen Leuten wirklich hilft (und idealerweise auch noch Spaß macht).
  • Organisiere einen Kochabend mit Freunden. Zeige ihnen, dass du sie liebst.
  • Verwirkliche das Filmprojekt, von dem du weißt, dass es die Welt verändern wird. Eine Idee allein hilft nämlich gar keinem.
  • Engagiere dich politisch. Steh für das ein, was du für richtig hältst.
  • Überrasche ihn doch einfach mal mit einer kleinen Reise. Einem Ausflug in die Therme. Selbst eine Tafel Schokolade tut es manchmal. Und zaubere ihm damit das Lächeln aufs Gesicht, das du schon seit längerem vermisst.

Du kannst viele Dinge tun, um anderen (und damit auch dir selbst) zu helfen. Und diese Dinge müssen gar nicht weltbewegend sein.

Entscheidend ist lediglich, dass du aus einer Energie der Liebe und Fürsorge handelst. Und manchmal bedeutet dies zunächst, dich selbst liebevoll und fürsorglich zu behandeln. Denn geben und helfen kannst du nur, wenn du selbst die nötige Kraft dazu hast.

Freunde dich mit deinem Unglück an

Auch wenn dein Leben noch so sinnerfüllt ist, auch wenn du der Welt noch so viel Liebe gibst, wird es Momente geben, wo du schlicht und einfach unglücklich bist.

Anstatt jene Momente zu vermeiden (oder dich gar dafür zu verurteilen), kannst du sie jedoch auch einfach annehmen.

Denn letztendlich gehört das Unglücklich-Sein zum Leben dazu. Mehr noch: Manchmal ist es sogar nützlich.

Nicht selten wollen dir deine Unzufriedenheit und andere negative Stimmungen eine Botschaft vermitteln:

  • Irgendetwas an deiner Lebenssituation ist nicht so wie es sein sollte.
  • Einige deiner inneren Wunden müssen noch geheilt werden.
  • Du missachtest deine Werte viel zu oft. Oder lebst komplett an ihnen vorbei.

Nicht selten ist dein Unglück ein Wegweiser. Ein Ausdruck dessen, was du auf bewusster Ebene ignorierst.

Aus diesem Grund solltest du dich mit deinem Unglück anfreunden. Es akzeptieren. Auf die Lektionen hören, die es dir vermitteln möchte.

Und dem Unglück damit die Erlaubnis geben, wieder zu verschwinden.


Über den Autor

Anchu Kögl ist Autor, Querdenker und Weltreisender.
Nach über 5 Jahren Weltreise lebt er nun auf Zypern.
Auf seinem Blog schreibt er unter anderem über Glück und den Sinn des Lebens.
Falls dir dieser Gastartikel gefallen hat, dann lese auch diesen Artikel über das Glücklich sein von Anchu.

 

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